Der richtige Schliff
Andreas Achleitner
Es werden sich sicherlich nun einige die Frage stellen warum zu diesem Thema ein eigener Blogbeitrag vorhanden ist oder? Schleifen kann doch nicht so eine große Sache sein? Doch sie ist es! Wer eine optimale Deckschicht, egal ob Lack, Wachs oder Öl haben möchte, der muss sich gerade beim Schleifen von Drechselwaren oder Holz im Allgemeinen bei diesem Arbeitsschritt Zeit nehmen.
Der erste wichtige Tipp ist, dass man an der Drechselbank die Drehzahl auf maximal 500 Umdrehungen einstellen sollte. Warum? Jeder der bereits einmal mit einem Schleifpapier an der Drechselbank geschliffen hat, hat sicherlich bemerkt, dass nach kurzer Zeit das Schleifpapier sehr warm wird und die Hitze, welche durch die Reibung entsteht in den Fingern spürbar ist.
Doch dies ist nur ein Grund für eine niedrigere Drehzahl, aber es ist nicht der hauptsächliche Grund. Letzterer ist, dass je größer die Drehzahl ist, das Schleifpapier keine guten Ergebnisse mehr erzielt. Warum? Durch die Hitze reibt man dann „verbranntes“ Schleifpapier auf (durch die Drehung und den Druck des Schleifpapieres) „warmes“ Holz.
Dies bedeutet, dass nicht mehr geschliffen wird, sondern im Prinzip der Abrieb des Schleifpapieres und der Holzstaub ins Holz bzw. in die Poren geschmiert wird. Der Schleifstaub wird dadurch auch dunkler und lagert sich dann besonders bei grobporigem Holz in den Holzporen ein. Besonders ärgerlich ist dies, wenn man hellere Hölzer bearbeitet.
Ein wichtiger Punkt beim Schleifen ist auch, dass man die Laufrichtung des Schleifpapieres beachtet. Wenn man mit Schleifpapier gegen die Holzlaufrichtung schleift bekommt man Schleifspuren. Darum sollte man immer in die Laufrichtung des Holzes schleifen. Man bemerkt diese Laufrichtung an der Körnungsseite nicht. Wenn man das Schleifpapier umdreht, sind in den meisten Fällen Pfeile angegeben in welche Richtung das Schleifpapier gehalten werden soll. Wenn du dies beachtest machst du dir am wenigsten Arbeit, denn Schleifspuren die quer zur Holzmaserung laufen sind sehr schwer wieder abzuschleifen, da das Schleifpapier in manchen Fällen (besonders bei groben Schleifpapier) kleine Holzfasern „(durch)trennt“. Man spricht in diesem Zusammenhang dann von den Schleifspuren.
Wenn ich beispielsweise mit der Körnung 180 geschliffen habe und ich mit dem Ergebnis zufrieden bin, befeuchte ich einen Schwamm mit Wasser und benetze die Holzoberfläche damit. Das Wasser zieht dann ins Holz ein und die letzten noch verbliebenen Holzfasern stellen sich auf. Nachdem das Wasser dann getrocknet ist, können diese letzten Holfasern weggeschliffen werden.
Wenn deine Drechselbank auch über einen Rücklauf verfügt, kannst du nachdem du in der normalen Drehrichtung der Drechselbank geschliffen hast, auch in die andere Richtung schleifen und somit auch diese Holzfasern wegschleifen. Wichtig ist bei der Handhabung mit dem Wasser nur, dass der Schwamm nur feucht ist und nicht nass! Diesen Vorgang kannst du bei jeder Schleifkörnung durchführen.
Beim Segmentdrechseln werden ja einzelne Segmente miteinander verleimt. Somit sind sehr viele Gehrungen am Werkstück. Es kann daher auch einmal vorkommen, das eine Gehrung beim Verleimen noch gut aussieht, wenn man dann aber etwas weggedrechselt hat sich die Gehrung leicht öffnet. Hierfür kannst du den Schleifstaub der ja zwangsläufig entsteht mit normalen Holzleim vermengen und somit einen einfachen Holzkitt herstellen.
Diesen Holzkitt kannst du dann mit einer Spachtel oder mit einem Stück Holz in die Gehrung drücken, sodass diese gefüllt ist. Nach dem Trocknen des Leims, kannst du dann den Kittüberschuss einfach wegschleifen. Ich mache immer eine „Gehrungsbegutachtung“ nachdem ich das gedrechselte Objekt mit 180 geschliffen habe. Damit sind alle Gehrungen zu und das Weiterschleifen auf eine höhere Körnung kann problemlos fortgesetzt werden. Aufpassen muss man allerdings, wenn man in weiterer Folge eine Holzbeize einsetzt. Manche Beizen vertragen sich nicht mit kleinen Leimflecken oder eben mit Leimkitt der zur Reparatur von den Segmentgehrungen eingesetzt wird.
Von Zeit zu Zeit leime ich auch Schleifpapier auf Schaumstoff. Diese Kombination ist beim Schleifen sehr angenehm. Erstens weil man durch den Schaumstoff keine warmen Finger beim Schleifen bekommt und andererseits weil man so Schleifbänder von der Kantenschleifmaschine oder Zylinderschleifmaschine wiederverwenden kann. Diese Möglichkeit kann auch mit höherkörnigem Schleifpapier genutzt werden.
Wenn man dann seinen Weg durch die verschiedenen Schleifkörnungen durch hat, sollte man die Oberfläche von Staub und eventuellen Rückständen reinigen. Hierfür verwende ich ein Reinigungsmittel aus Isopropanol. Dies ist ein hochprozentiger Alkohol der alle Staub- und eventuelle Fett oder Ölrückstände vom Holz reinigt. Diesen kann ich euch sehr empfehlen, da die Oberflächenqualität nach der Reinigung noch einen Sprung nach vorne macht.
Abschließend möchte ich noch darauf hinweisen, dass eine Staubschutzmaske und eine gute Absaugung wichtig sind, denn es gibt auch Hölzer die krebserregend sind.