Wie spannt man einen Zapfen ins Drechselfutter?
Andreas Achleitner
Das Einspannen von Werkstücken in ein Drechselfutter mag auf dem ersten Blick einfach klingen. Drechselfutter ist aber nicht gleich Drechselfutter. Daher gibt es viele Einzelheiten die bei der Verwendung eines Drechselfutters berücksichtigt werden müssen.
Um ein Werkstück in ein Drechselfutter spannen zu können benötigt man entweder einen Zapfen, der auch als äußerer Rezess bezeichnet wird. Im Langholzdrechseln wird daher der benötigte Durchmesser in einem Außentaster eingestellt und mit dem Abstecheisen oder dem Schaber angedrechselt. Der Außentaster dient dabei als Hilfsmittel um das benötigte Maß zu erreichen. Im Querholzbereich kann der benötigte Durchmesser, wenn der Arbeitsschritt erreicht ist, mittels eins Bleistifts angezeichnet oder einem Spitzzirkel auf dem Rohling angeritzt werden um den Zapfen anschließend anzudrehen.
Im oberen Absatz haben wir nun die Vorgehensweise beim Andrehen eines Zapfens im Lang- und Querholz besprochen. Doch ist damit alles gesagt? Natürlich nicht. In erster Linie entscheidet die Werkstückgröße beziehungsweise das Gewicht die Auswahl des Backenfutters. Allgemein gilt für die Auswahl des richtigen Backenfutters, dass der Durchmesser des Zapfens, oder auch Aufnahme aus Sicht des Drechselfutters genannt, ein Drittel des Gesamtdurchmessers des Werkstücks betragen soll. Bei einer Schale mit 300 Millimeter im Durchmesser sollte der Zapfen dann einen Durchmesser von 100 Millimeter betragen. Diese Formel kommt noch aus der Zeit, als es noch keine Backenfutter gab, hat aber immer noch seine Gültigkeit.
Einerseits haben wir nun den Durchmesser des Zapfens anhand des Werkstückdurchmessers bestimmt. Andererseits stellt sich die Frage wie lange der Zapfen sein sollte und ob er mit einem Schwalbenschwanz gefertigt werden soll. Doch im Vorfeld muss man sich noch bewusst machen wie schwer das Werkstück ist. Ein Flacher Teller mit 300 Millimeter im Durchmesser hat weniger Gewicht als eine große Schüssel mit demselben Durchmesser. Besonders wenn diese große Schüssel nass gedrechselt wird benötigt man ein Drechselfutter in schwerer Ausführung. Untenstehend findest du einen Überblick von guten Drechselfuttern. Man sollte auch nicht vergessen das Spannfutter mit einer Madenschraube oder mit dem EURO Ablaufsicherungsring an der Spindel zu sichern.
Das Drechselfutter haben wir nun auch ausgewählt. Was ist jetzt eigentlich mit dem Zapfen wie lange soll er sein? Wichtig ist das der Zapfen so lange wie möglich gehalten wird damit die Spannzange mehr Material zum Greifen hat. Die Spannbacken der Spannzange müssen vorne am Werkstück eng und gerade anliegen!
Drechselt man einen Schwalbenschwanz an, muss auch die Spannzange innen ebenfalls eine Schwalbenschwanzform haben. Hier unterscheiden sich die Spannzangentypen. Es gibt Spannzangen mit einem innen angebrachten Schwalbenschwanz welcher für das Klemmen von Werkstücken, also für unseren Zapfen mit Schwalbenschwanz notwendig ist. Andererseits gibt es auch Spannzangen wo der Schwalbenschwanz außen angebracht ist. Dieser Spannzangentyp ist für das Spreizen eines innenliegenden Rezesses gedacht.
Wenn eine Spannzange innen keine Schwalbenschwanzform hat, dann sollte auch keiner angedrechselt werden, weil die Zange sonst nur an der Spitze des am Holz angedrehten Schwalbenschwanzes spannen würde. In diesem Fall sollte der Zapfen rechtwinkelig zur Achse angedreht werden. Viele Spannzangen haben daher statt dem typischen Schwalbenschwanz an der Innenseite Rillen eingefräst, ähnlich einem Gewinde. Diese Rillen drücken sich beim Festziehen in den Zapfen und man erreicht dadurch den Halt den der Zapfen benötigt.
Nun haben wir das Drechselfutter ausgewählt, den Zapfen mit oder ohne Schwalbenschwanz gedrechselt, die passende Spannzange bestimmt. War das jetzt alles?
Unterschiedliche Spannzangen haben auch unterschiedliche Klemmbereiche. Diese Klemmbereiche stellen die maximale Spannkraft des Drechselfutters am Werkstück sicher. Welcher Klemm- oder Spreizbereich für deine Spannzange empfohlen ist, findest du entweder am Beipackzettel deines Drechselfutters beziehungsweise der Spannzange oder wenn du diesen nicht mehr findest, dann frag einfach bei deinem Händler oder dem Hersteller nach.
Was heißt das in der Praxis. Sollte das Maß deines Zapfendurchmesser nicht in diesem Klemmbereich liegen, weil er beispielsweise größer ist, dann würde die Spannzange nicht überall rundherum am Zapfen anliegen. Im Extremfall würden dann nur bei den äußeren Enden der Spannzange der Druck aufgebaut. Dies vermindert die Spannkraft und ist sicherheitstechnisch absolut nicht ratsam.
Die Spannzangen sollten das Werkstück komplett umfassen. Wenn das Holz in der Zange eingespannt ist, sollte möglichst wenig Abstand zwischen den Spannzangenelementen sein. Dann ist das Werkstück optimal eingespannt und man kann mit dem Drechseln beginnen.