Wie schärft man Drechseleisen?
Andreas Achleitner
Scharfe Werkzeuge sind beim Drechseln ein absolutes Muss. Da manche Hersteller Drechselwerkzeuge nur mit einem Industrieschliff ausliefern müssen sie vor dem ersten Einsatz geschärft werden.
Drechseleisen von CROWN beispielsweise werden bereits einsatzbereit ausgeliefert. Doch egal ob deine Drechseleisen vorgeschliffen sind oder nicht. Spätestens nach den ersten Drechselprojekten muss man sich mit dem Thema Schärfen befassen. Da sich die vielen unterschiedlichen Schärfvorrichtungen in ihrer Anwendung unterscheiden möchte ich dir hier das freihandschärfen von Meißel, Schlichtstählen und Schabern erläutern. Röhren schärfe ich mit einer Schärfvorrichtung von WOODCUT.
Stumpfe Drechseleisen bedeuten beim Drechseln unterm Strich immer mehr Arbeitsaufwand. Die Holzfasern werden nicht sauber geschnitten und erfordert die Nachbearbeitung mit Schleifmitteln, was wiederum mehr Zeit und Ressourcen kostet.
Um Drechseleisen schärfen zu können ist ein Schleifbock erforderlich. Ich persönlich habe den DML 200 von DRECHSELMEISTER im Einsatz. An einer Seite habe ich eine Edelkorundscheibe und an der anderen Seite ist eine CBN Scheibe montiert, welche ich für das Schärfen von Drechselwerkzeugen verwende. Eine CBN Scheibe ist eine gute Investition, denn sie hat eine lange Standzeit, bleibt immer gerade und es entsteht kaum Hitze, sodass die Drechseleisen nicht blau geschliffen werden.
Schärft man mit Korundscheiben ist es von der Reihenfolge sinnvoll zuerst den Meißel zu schärfen und erst danach mit den Röhren zu beginnen. Röhren hinterlassen durch ihre Form immer eine kleine Furche und diese muss auf der Korundscheibe immer nach dem Schärfen mit einem Abrichtstein entfernt werden um einen Meißel wieder optimal schärfen zu können. Meistens haben Schleifböcke zwei Scheiben montiert. Empfehlenswert ist es, sofern man keine CBN Scheibe hat, eine dieser Scheiben nur für gerade geschliffene Werkzeuge und die andere Korundscheibe ausschließlich für gerundete Drechselwerkzeuge zu verwenden.
Man kann Drechseleisen frei mit der Hand schärfen. Dies erfordert viel Übung. Ich stehe aber auf dem Standpunkt es mir so einfach wie möglich zu machen und verwende das Tru Grind Schärfsystem von WOODCUT.
Grundsätzlich werden Drechselwerkzeuge in 3 Kategorien gegliedert:
- Meißel
- Schlichtstähle / Schaber
- Röhre
Der Meißel wird mit ruhiger Hand an der Schleifscheibe hin und her bewegt.
Der Schaber wird angelegt und über die gesamte Scheibe geführt.
Die Fase des Abstechstahls wird angelegt und der Griff leicht aufgedreht.
Alle Röhren können freihand oder mit Schärfsystemen geschliffen werden.
Schärfen des Meißels
Die Besonderheit am Meißel ist, dass er, sieht man von einem Negative Rake Scraper ab, als einziges Drechselwerkzeug an zwei Seiten eine Fase aufweist. Neben dem Flachmeißel gibt es auch eine ovale Variante. Die Schräge des Fasenwinkels beim Meißel kann auch unterschiedlich ausgeführt sein.
Der Fasenwinkel des Meißels richtet sich nach der Härte des zu bearbeitenden Holzes. Je weicher das Holz ist, desto spitzer ist der Fasenwinkel. Die Schneide bildet sich in der Mitte wo die beiden Fasen zusammenlaufen. Der Fasenwinkel liegt in der Regel bei ca. 45 Grad. Der Meißel hat ebenso eine Schräge zwischen 25 und 30 Grad und richte sich nach dem zu bearbeitendem Objekt und natürlich auch an die Handhabung des Drechslers an sich selber. Weiter hat der Meißel auch einen schrägen Verlauf, also verlaufend vom höchsten Punkt, der Spitze bis zum niedrigeren Punkt, dem Bart der Schneide.
Der Meißel wird beim Schärfen mit ruhiger Hand immer in gleicher Höhe und im gleichen Anstellwinkel auf der Schleifscheibe hin und her bewegt. Es ist dabei zu achten, dass die Mitte nicht hohl geschliffen wird. Der Hohlschliff im Zentrum der Schneide ergibt sich vor allem durch falschen Ansatz des Meißels auf der Schleifscheibe. Ist die Schneide nicht im gleichen Winkel wie die Drehachse, ergibt sich durch die Scheibenwölbung ein Hohlschliff.
Dieser Schärfvorgang wird dann solange durchgeführt bis ein kleiner Grat sichtbar wird.
Dieser Grat wird dann mit einem Schleifstein abgezogen. Es gibt allerdings bereits CBN Schärfplatten mit denen der Grat ebenfalls entfernt werden kann. Der Schleifstein oder die CBN Schärfplatte wird dann entlang des geschärften Winkels beidseitig solange in Richtung der Spitze bewegt, bis das der entstandene Grat abbricht. Ist dieser Bearbeitungsschritt abgeschlossen ist der Meißel scharf und einer Verwendung steht nichts mehr im Wege.
Schärfen von Schlichtstählen
Zur Gruppe der Schlichtstähle gehören Abstechstähle sowie Schaber. Der Schärfvorgang bei Schabern ist ähnlich wie beim Schärfen eines Meißels indem das Drechselwerkzeug mit der Fase am Schleifstein hin und her bewegt. Bei Abstechstählen bewegt man allerdings das Drechselwerkzeug nicht nach links und rechts. Wenn man dies macht dann kann es schnell passieren, dass das Abstecheisen rund geschliffen wird.
Der Ansatz des Abstechstahls auf der Schleifscheibe erfolgt am Rücken. Durch anheben des Griffes bewegt sich die Schleifscheibe in Richtung Schneide. Durch dieses Vorgehen kann man den Schliff gut beobachten und es kann eine Verrundung der Schneide verhindert werden.
Es gibt auch Abstechstähle die an beiden Seiten eine Fase haben. In diesem Fall wird erst die eine Seite bearbeitet und danach die zweite Fasenseite geschärft. Die Frage ob an Schabern oder Abstechstählen der Grat abgezogen werden sollte wird von vielen Drechslern unterschiedlich gehandhabt. Früher hat man gesagt, dass der Grat schneidet und das war meiner Meinung für die damals verwendeten Stahlsorten auch richtig. Stähle heutzutage sind aus anderen Materialzusammensetzungen und der Grat bricht leichter ab. Eine Entfernung des Grates in der Werkzeuggruppe der Schlichtstähle ist daher sicherlich nicht falsch.
Schärfen von Röhren
In der Gruppe der Röhren gibt es verschiedene Varianten des Anschliffs. Schruppröhren werden zwischen 45 und 50 Grad angeschliffen, da die Schneide hierdurch stabiler bleibt. Gerade bei den groben Vorarbeiten ist dies von Vorteil. Auch bei der Schruppröhre gibt es je nach Hersteller einige Unterschiede. Einerseits können sie gerade Oberkanten haben oder auch abgerundet sein. Weiter können auch die Flanken ähnlich wie bei einer Formröhre zurückgeschliffen werden um grobe Formschnitte durchführen zu können.
Bei Formröhren ist an der Länge der Flute erkennbar ob sie eine deutsche Form oder eine Englische Form hat. Die Formröhre (deutsche Form) ist aus einem Flachmaterial gefertigt, wohingegen die Spindelformröhre (englische Form) aus Rundmaterial besteht. Die Länge der Flute ist bei den Herstellern unterschiedlich. Je kürzer die Flute ausgestaltet ist, desto stabiler verhält sich das Werkzeug im Schnitt. Die Formröhre neigt daher weniger zum Vibrieren. Andererseits wenn die die Flute länger ist, kann die Röhre natürlich länger verwendet werden.
Form- und Spindelformröhren weisen im normalen Einsatz Fasenwinkel zwischen 40 und 45 Grad auf. Je nach Einsatzzweck kann die Spitze des Werkzeugs eher rund oder eher spitz zulaufen. Ein etwas runderer Anschliff ist für die meisten Aufgaben zweckdienlich, allerdings kann man mit einer Formröhre mit einem eher spitzeren Anschliff feine Profile herstellen.
Auch bei Schalenröhren gibt es verschiedene Varianten die je nach Hersteller unterschiedlich sein können. An dieser Stelle möchte ich noch hinweisen, dass eine Spindelformröhre keine Schalenröhre ist. Eine Schalenröhre hat eine tiefere Flute als eine Spindelformröhre. Schalenröhren können einen Fasenwinkel von 45 bis 65 Grad haben. Dies ist auf den Anwendungsbereich zurückzuführen.
In einer weiten, also oben offenen Form ist es beispielsweise einfacher eine 45 Grad Schüsselröhre vom Rand bis zum Mittelpunkt zu führen, als in einer tiefen, engen Form. Für tiefe Schüsseln ist ein Anschliff zwischen 55 bis 75 Grad sinnvoll, damit die Röhre sehr steil sowie entlang der Fase am Werkstück geführt werden kann.
Je nach dem benötigten Fasenwinkel von Formröhren, Spindelformröhren oder Schüsselröhren ergibt sich an den Flanken eine größere Fläche die weggeschliffen werden muss. Man sollte daher erst die beiden Flanken bearbeiten und danach die komplette Fase in einem Zug schärfen. Röhren ziehe ich mit meiner CBN Schärfplatte innen und außen solange ab bis der angeschliffene Grat nicht mehr vorhanden ist.