Wie kann man Drechselholz rissfrei lagern?
Andreas Achleitner
Sobald ein Baum umgesägt wurde beginnt der Feuchtigkeitsverlust im Holz. Hier spricht man vom Schwinden des Holzes und die Rissbildung beginnt. Es gibt allerdings einige Möglichkeiten u die Rissbildung bei Drechselholz zu minimieren.
Wenn ein Baum noch stolz im Wald steht, werden Wasser und Nährstoffe, ausgehend von den Wurzeln über den Stamm bis in die Krone verteilt. Wird der Baum umgesägt, beginnt der Trocknungsprozess des Holzes. Das gespeicherte Wasser im Holz ist in den Zellen sowie zwischen den Zellen gespeichert. Da die Wasserversorgung des Baumes durch das Fällen unterbunden wurde, beginnt der Baum das gespeicherte Wasser beziehungsweise die Feuchtigkeit besonders an den Hirnenden abgegeben. Durch diesen Verlust an Feuchtigkeit beginnt das Holz zu schwinden und es entstehen erste Risse, welche mit fortlaufender Trocknung mehr werden.
Wenn man sich mit diesem natürlichen Vorgang beschäftigt und eine Lösung für das Problem sucht, dann liegt die Antwort eigentlich auf der Hand. Man muss den Feuchtigkeitsverlust stoppen oder besser gesagt regulieren, sodass der Baum die Feuchtigkeit langsamer abgibt und das Holz nicht durch zu rasche Trocknung reißt.
Da der Feuchtigkeitsverlust sofort nach dem Fällen des Baumes beginnt muss mit der Verarbeitung des Drechselholzes umgehend begonnen werden. In erster Linie sollte man sich Gedanken machen welche Stücke des Baumes für welchen Verwendungszweck vorbereitet werden sollen.
Wenn ich einen kompletten Baum zu verarbeiten beginne, dann bereite ich aus dem Stamm Schüsselrohlinge vor. Ich messe mir den Durchmesser des Baumstammes aus teile diesen auf die Stammlänge auf. Danach schneide ich mit der Kettensäge diese Stücke ab. Anschließend halbiere ich die abgesägten Holzstücke noch einmal in der Mitte und erhalte somit zwei Teile.
Dabei ist darauf zu achten, dass der Kern entfernt wird. Der Kern ist in Übeltäter von dem Risse ausgehen. Am einfachsten ist, man sägt ein Kernbrett heraus. Dieses Kernbrett muss man nicht verheizen. Sägt man den Kern aus der Mitte des Kernbrettes, erhält man zwei Bretter oder Kanteln je nach der Dicke des Kernbrettes, mit stehenden Jahresringen. Stehende Jahresringe sind sehr formstabil und eignen sich ausgezeichnet für Langholzarbeiten.
Danach gibt es zwei Optionen. Sind die gesägten Teile groß, dann säge ich mit der Motorsäge die Ecken ab um eine runde Form zu bekommen. Sind die abgeschnittenen Stammstücke handlicher säge ich sie an meiner Bandsäge rund und erhalte ebenfalls einen Schalenrohling.
Der wichtigste Schritt ist allerdings nun durchzuführen. Die Hirnholzenden müssen versiegelt werden. Hierfür gibt es einige Varianten. Beispielsweise können die Hirnholzenden mehrmalig mit Holzleim bestrichen werden. Auch das Aufkleben von Papier mit Holzleim an den Stirnenden erzielt gute Ergebnisse. Flüssigwachs oder Paraffin verende ich bei kleineren Holzstücken wie Kanteln. Hierfür erwärme ich das Wachs in einem Topf am Ofen und tauche die Enden der Kanthölzer in das flüssige Wachs. Ich tauche die Kanthölzer immer 2 Zentimeter tief ein, damit das Hirnholz rundherum gut umschlossen ist. Sobald man das Kantholz dann aus dem Topf herauszieht, beginnt das Wachs hart zu werden und die Stirnholzenden sind versiegelt.
Kernbrett
Beim Auftrennen des Stammes muss das Kernbrett entfernt werden.
Vordrechseln
Vorgedrechselte Schalen werden mit Spänen in einer Papiertüte gelagert.
Versiegeln
Die Hirnholzflächen werden bei Kanteln und Bohlen mit Wachs versiegelt.
Man kann allerdings auch frisch geschlagenes Holz vordrechseln. Dabei wird die geplante Schalenform mit einem stärkeren Wanddurchmesser grob vorgedrechselt. Wenn ich mich für das Vordrechseln entscheide, dann gebe ich die Späne in ein Papiersackerl, legen den Rohling hinein und gebe erneut Holzspäne hinzu, sodass der Rohling rundherum in den eigenen Holzspänen eingepackt ist. Nach einigen Wochen kann der Rohling dann aus dem Sackerl genommen und fertig gedrechselt werden. Bei dieser Methode können dennoch Risse im Rohling auftreten.
Wichtig dabei ist, dass man einen Zapfen am Schüsselrohling gedrechselt hat. Der Zapfen ist nach einigen Wochen mit Sicherheit auch verformt, man kann ihn aber wieder nachdrechseln und im Spannfutter befestigen. Einen innenliegenden Rezess kann ich bei dieser Methode nicht empfehlen. Alternativ zum Papiersackerl mit Holzspänen ist das komplette Versiegeln des Schalenrohlings mit Endseal von CHESTNUT oder die Schale anstelle des Vordrechselns und der Lagerung, dünnwandig, also unter einen Zentimeter Wandstärke komplett fertig zu drechseln.
Entscheidet man sich für das Aufsägen von Brettern oder Bohlen sollte man die Rinde mit einem Reifmesser entfernen und danach mit Endseal oder Holzleim bestreichen und sie danach stapeln. Zwischen den Brettern sollte man gleichmäßig starke Hölzer legen, damit rund um die Bretter, Bohlen oder Kanteln Luft zirkulieren kann. Frisch geschlagenes und frisch geschnittenes Holz lagert man am Besten unterdacht im Außenbereich an Stellen wo die Sonne nicht draufknallt oder in einem gut durchlüfteten Holzschuppen.